Naho Matsuda ▪ The Hardest Word
21.10.–03.12.2023
Einzelausstellung der Stipendiatin des jungen Kunsthallenstipendiums ➜ 15HOCH2 2023
Ausstellung
Die Künstlerin Naho Matsuda (*1986) widmet sich in ihrer Einzelausstellung in drei Teilen dem Thema Entschuldigung. Das Untersuchungsfeld der Künstlerin ist der aktuelle gesellschaftliche Diskurs: es sind Themen wie die Cancel Culture, die Matsuda in den Fokus nimmt, aber auch die #metoo-Debatte, sowie politische oder industrielle Skandale. Die sozialen Medien als vorrangiger Ort der Verhandlung geben durch ihre eigene Gesetzmäßigkeit eine eigene Färbung hinzu – indem sie Sachverhalte entweder verzerrt wiedergeben, Prozesse aber auch beschleunigen können.
Naho Matsuda: Soft Skills, 2023 © Naho Matsuda
In der Ausstellung stellt die deutsch-japanische Künstlerin eigens für die Kunsthalle produzierte Arbeiten vor, unter anderem eine Videoarbeit, die Methoden der Entschuldigung aus verschiedenen Perspektiven vorstellt. Dabei arbeitete die Künstlerin mit unterschiedlichen Protagonist:innen aus Kempten und ihrem Umfeld zusammen, darunter sind der Gemeindepfarrer, ein lokaler Politiker, ein Fußballtrainer, ein Fussballprofi sowie Kinder der Stadt Kempten. Es kommen ausserdem ein Psychotherapeut, ein Musiker, ein ehemaliges Boybandmitglied und ihr Stiefvater zu Wort.
Neben der Videoarbeit werden großformatige Zeichnungen präsentiert, die in einer schematische Erkundungen das Thema visualisieren.
Der dritte Aspekt der Ausstellung ist eine Sammlung historischer, lokaler und persönlicher Dokumente, Briefe, und Anekdoten, die die Künstlerin während ihrer Recherchen in Kempten gesammelt hat.
Naho Matsuda: Blue Girl, 2020 © Naho Matsuda
Naho Matsuda: Collage, 2023. © Naho Matsuda
Die Ausstellung besitzt einen interaktiven Moment - die Besucherinnen und Besucher sind während ihrem Ausstellungsbesuch eingeladen, eigene Entschuldigungen einzubringen.
Zur feierlichen Eröffnung am Freitag dem 20. Oktober um 19.00 Uhr spricht die Kulturbeauftragte Annette Hauser-Felberbaum ein Grußwort, Kuratorin Susan Funk gibt eine Einführung ins Werk der Künstlerin und Regisseur und Schauspieler Hans Piesberger rezitiert eine Entschuldigung.
Künstlerin
Begründung der Jury
Naho Matsuda ist die Stipendiatin des jungen Kunsthallenstipendiums ➜ 15HOCH2 im Jahr 2023.
Das Ausstellungskonzept von Naho Matsuda überzeugt durch das ansprechende und hochrelevante Thema, das sich der Entschuldigungskultur widmet. Ihr prozessorientierter Ansatz ist sehr spannend, da sich die Künstlerin zu Beginn ihrer Arbeit jeweils auf eine umfassende Recherche begibt. Diese führt sie in Archive und in die Gesellschaft, wo sie eine vielfältige Palette von Fakten, persönlichen Geschichten und Objekten sammelt, die später in ihrer Kunst verarbeitet werden. Dieser Forschungsprozess bildet das Fundament für ihre Werke und verleiht ihnen eine Tiefe, die Überraschungen bereithält.
Die Stärke von Matsudas künstlerischer Praxis liegt auch in ihrer klaren und stringenten Bildsprache, die sie leichtfüßig in den verschiedenen Medien wie Video, Druck und Zeichnung einsetzt. Besonders bemerkenswert ist die Einbindung der Bevölkerung und die starke Verankerung in ihrem lokalen Umfeld. Naho Matsuda macht Kunst zu einem aktiven Bestandteil der Gemeinschaft und schafft Raum für Dialog und Diskurs. Ebenso bemerkenswert ist der interaktive Ansatz während der Ausstellungszeit: Besucherinnen und Besuchern sind eingeladen, eigene Entschuldigungen zu verfassen und in die Ausstellung einzubringen. So wird Kunst zu einem lebendigen Ort des Austauschs und der Reflexion. Die Verbindung von intensiver Forschung, beeindruckender Bildsprache und sozialem Engagement macht die Kunst von Naho Matsuda zu einem bedeutenden Beitrag für die Gesellschaft. Sie ermutigt uns, über Entschuldigung und Versöhnung nachzudenken und zeigt, wie Kunst eine treibende Kraft für Veränderung und Dialog sein kann.
Begleitprogramm
Flyer
Führungen für Schulklassen
Nach Vereinbarung! museen@kempten.de