Bertram Schilling ▪ Winding Paths
20.01.–03.03.2024
Einzelausstellung
Ausstellung
Vom 20. Januar bis zum 3. März 2024 widmet die Kunsthalle Kempten dem Künstler Bertram Schilling, der aus Sonthofen stammt und letztes Jahr verstarb, eine Ausstellung: Sie zeigt eine kleine und zugleich überraschend vielseitige Präsentation seiner Ölbilder.
Damit knüpft sie an die 2005 in der Kunsthalle gezeigte Schau mit dem Titel „Zentrale Provinzen” an, fokussiert aus dem umfangreichen Nachlass des Malers jedoch eine Motivik, die sich über einen weiten Zeitraum hin entwickelt. Gewundene Formen im Frühwerk werden in der Mitte seines Schaffens zum Hauptmotiv: Als „Winding Paths“, verschlungene Pfade, ziehen sie sich durch sein Oeuvre, aus dem die Augsburger Kuratorin Dr. Mechthild Müller-Hennig nun eine Auswahl getroffen hat.
Bertram Schilling: Buy everybody a cake, Öl, Acryl, Lack auf Leinwand, 100 x 130 cm, 2004-2009 © Christoffer Leitner
Seine Inspiration fand Bertram Schilling zunächst in seiner unmittelbaren Umgebung und auf Reisen.
In seinen malerischen, spürbar vom Gestus geleiteten Bildfindungen geben sich immer wieder Landschaften zu erkennen. Sie lassen den Betrachter eintauchen in vertraute, aber auch fremdartige Räume. Oftmals scheinen Wegmarken oder architektonische Formen prägnant hervorgehoben, dienen der suchenden Linie im Diffusen als Haltepunkte. Die Befragung der Landschaft mit ihrem Reichtum an Formen und Farben ergänzen seriell oder als Pendants geschaffene Arbeiten, deren Bildsprache auf ein Minimum reduziert ist. In ihrem klaren Aufbau halten sie den Blick unversehens fest. Mal geben sie, wie herausgezoomt, etwas im Alltäglichen Gesehene überraschend zu erkennen, mal stellen sie unsere visuellen Gewohnheiten auf die Probe oder überlassen uns das informelle, graphisch-malerische Repertoire zum Spiel.
Formal wie auch thematisch hat Bertram Schilling Vielschichtiges geschaffen: Großzügigen flächigen Kompositionen sind Liniengeflechte vorgelagert oder auch direkt einbeschrieben, die sich zu mehrdeutigen Ebenen zusammenfügen. Die Horizontlinie erweist sich immer wieder als verlässliche Metapher; manchmal aber wechseln Aufsichten und Ansichten und entlarven Perspektiven als Illusion. So vernetzt und verwoben die expansiven Farbspuren zuweilen auch sind, denen man assoziativ folgt, sie verweigern sich einer eindeutigen Zuschreibung.
Bertram Schilling hat sich in seiner Arbeit mit der modernen und mit der zeitgenössischen Kunst auseinandergesetzt. Er war nicht nur in den skandinavischen Ländern, er hat sich auch ihrem künstlerischen Erbe nicht verweigert. Neben Edvard Munch, Olav Christopher Jenssen und Per Kirkeby mag man vielleicht auch Reminiszenzen an den belgischen Maler Raoul de Keyser erkennen, dessen Sichtweise und Humor ihm entsprach. Auch dem Expressionismus Oskar Kokoschkas oder der experimentellen Écriture automatique dürfte er zeitweise nachgespürt haben. Bertram Schilling war international unterwegs; er stellte sich den aktuellen Fragen der Zeit mit den Mitteln der Malerei. Nach seinem Studium kehrte er ab 2003 für einige Jahre bewusst in das Alpenvorland zurück; ab 2009 verlagerte er seinen Lebensmittelpunkt nach Stockholm. In diesem Spannungsfeld hat Bertram Schilling seinen künstlerischen Klangboden für sich gefunden.
Man könnte die Werke Bertram Schillings als visuelle Lebenslandschaften verstehen, als Antworten auf die erfahrbare Welt und als sein Mittel der Kommunikation.
Künstler
Bertram Schilling © Pernilla Pettersson
Begleitprogramm
Führungen für Schulklassen
Nach Vereinbarung! museen@kempten.de